Praetori

Moin,moin

Akrounta, auf das ich mich gefreut hatte, war eher unspektakulär.
Auch der Weg dorthin bot außer dem wundervollen Vorgarten einer eifrigen Sammlerin von Glimmersteinen kaum eine Attraktion.
Diese teilweise wie Glas durchsichtigen Steine scheinen dort verstärkt natürlich vorzukommen. Insgesamt gibt es hier sehr untrschiedliche Gesteins- und Erdsorten. Von grünen über dunkelbraun bis lilarot ist mir schon alles untergekommen. Hat viel mit dem häufig vorkommenden Kupfer und deren Salze zu tun.
Also an Akrounta vorbei, Schlafplatz suchen und gut. Die mit den Jungs erworbene Isomatte macht einen super Job. Am nächsten Morgen erreiche ich frisch und ausgeruht Apsiou. Fruchtbares, etwas abgeschiedenes Örtchen, schön in den Brgen gelegen. Ein Kafeneion im ersten Stock eines Gebäudes, ds habe ich jetzt auch noch nicht gehabt. Drei Damen halten Kränzchen. Nachdem sie mit dem Austausch der Grundauskünft (von wo, urlaub, wie,alles zu Fuß, der Onkel war 7 Jahre in Gefangenschaft in D, ja schönes Land) zufrieden sind, gibts Hörnchen mit Käse und Oliven auch für mich, weil man nicht isst, wenn der andere nichts hat. Gebe reichlich Trinkgeld. Alle lachen und erzählen. Ich mag die Landleute, die Ruhe und das unglaublich leichte und einfache Leben.
Weiter gehts nach Gerasa, dort lacht eine Familie und ruft mich auch gleich. Eine freundliche, aber auch geschäftstüchtige Frau stellt sich und ihren Sohnemann vor, erzählt mir von der renovierungsbedürftigen Ölmühle, die neben uns steht. Sie will das alles herrichten und Biomäßig betreiben. Dann schickt sie mich zu ihrem Mann Andreas, mit dem ich mich blendend verstehe. Nach einiger Zeit findet sie, daß Andreas wieder Oliven sammeln soll und wird zunehmend lauter. Andreas ignoriert das erst mal und fragt mich lieber, ob deutsche Frauen da nicht so stressig wären und ich vielleicht ein passendes Exemplar für ihn kennen würde. Ich erkläre ihm die Lage, daß unsere da auch nicht besser, vielleicht nicht so laut wären. Lachend, bestens mit Mandarinen und Nüssen versorgt und gut gelaunt verabschieden wir uns. Er zeigt mir noch den besten Weg. Über Kapileio, dessen Kafeneion, einem intensiven Polittalk über die EU und deren Fehler, der freundlichen Einladung durch den Besitzer und über den bisher steilsten Ziegenpfad, befinde ich mich auf knapp 800m Höhe wieder im Weinland.
Weinstock an Weinstock auf Terrassen, deren fast schon weißer Kalkboden ein feines trockenes Stöffche erwarten läßt. Prompt werde ich im nächsten Dorf von einem alten Mann zu Kaffee und Wein geladen. Seine Frau, die kurze Zeit in D war, aber bald mit Heimweh zurück kam, übersetzt und freut sich. Der Sohn, ein kräftiger, ruhiger und sehr freundlicher Lasterfahrer, repariert das Kabel einer Lampe mit Steckdose und freut sich sehr, daß ich ihm die richtige Anschlussbelegung zeigen kann. Seine Frau guckt erst nicht so angetan, vertraut mir dann aber stimmgewaltig an, daß es doch an der Zeit wäre, die Merkel-Nazi-Adolf umzunieten, nachdem sie verstanden hatte, daß ich weder die aktuelle EU-Politik noch ihr deutsches Pendant gutheiße. Völlig losgelöst von Zeit und Raum verpasse ich den Zeitpunkt ein gutes Nachtlager zu suchen.
Eilig suche ich mir einen Platz, um dort festustellen, daß die neue Isomatte weg ist. Verdummdudelt….
Ich gehe also den Weg (mit Tal von 300m Höhenunterschied dazwischen) nochmals zurück. Nix zu sehen, naja ist ja auch nur Viertelmond und entspechend dunkel. Also kalte, feuchte Nacht heute.
Am nächsten Morgen beschließe ich den Weg nochmals abzusuchen.
Nichts. Dafür treffe ich auf dem Hin- und Rückweg eine nette Engländerin, die mich doch sehr in Aussehen und Verhalten an die Rawlings erinnert. Ich kann das aber nicht endgültig festlegen, da sie die Sonnenbrille nicht absetzt.
Über die nun wieder sehr hohen Berge gehts weiter Richtung Praetori. In Koilani treffe ich ein paar Taubstummer, einer von ihnen, sehr mitteilsam und geschickt im Vermitteln seiner Gedanken war in Koblenz auf der Schule. Wir unterhalten uns blendend. Er gibt mir sehr gute Tips, die Wege und Örtlichkeiten betreffend.
Ich beschließe mich über Vouni nach Omodos zu bewegen. Dort hatte mir beim ersten Besuch eine Kioskbesizerin ein Zimmer angeboten. Und ich hatte nun echt keine Lust auf eine nochmals so kalte Nacht ohne Isomatte.
In Vouni noch geschwind ins Kafeneion zwecks dem Treibstoff. Der Besitzer ist begeistert von meinem Solar-Ladegerät fürs Smartphone. Die kraftvolle Stimme der !106-jährigen! Nachbarin läßt auf weiterhin ungebrochene Lebensfreude der betagten Dame schließen. Der Besitzer bestätigt und zeigt mir, wie Oliven behandelt werden.
In Omodos ist das Kiosk geschlossen und da es dunkel wird, rufe ich Giorgo an, der sofort anbietet, mich abzuholen.
Guter Freund. Er bietet mir wieder das Haus des Bruders an.
Wir futtern noch ordentlich. Dann ist Schicht im Schacht.
Am nächsten Tag machen wir einen wundervollen Ausflug nach Paphos, bei dem ich die Informationszentrale dort kennenlerne. Es ist, wie kaum erwartet, ein Parkplatz. An dem Wachhäuschen und seinem Besitzer finden sich allerlei Personen, vom Journalisten über Anwälte bis zum Lasterfahrer, deren Meinungen und Neuheiten ein, um sich dann in selbiger Lockerheit vom Platz aus zu verteilen.
Echt spaßig, dem zuzugucken. Weitaus effizienter und interaktiver als alle Socialmedia, die man so kennt.
Schnell noch eine Isomatte besorgt. Ein paar Computerjungs besucht, die das Bitcoin-Asic eines Bekannten loswerden wollen. Einen Schreiner und einen Supermarkt eines geschäftstüchtigen, selbstvermarktenden Jungbauern zum Einkaufen aufgesucht. Ein echt perfekt gelungener Tag. Giorgo entpuppt sich immer mehr als Goldstück.
Am Abend, welch Überraschung, treffe ich dann, wie sie sich selbst bezeichnet, die „letzte real existierende Kommunistin“.
Ich mag sie sofort sehr gern und obwohl sich Giorgo nach einem Stromausfall schnell verabschiedet, entwickelt sich eine intensive und lange, von großem beidseitigem Interesse umrahmte auch kontroverse Unterhaltung.
Erstaunt über den unerwartet intensiven Tag und die ebenso unerwarteten und erfreulichen Bekanntschaften, falle ich ziemlich weinbeseelt ins Bett.
Etwas doof und passend zum regnerischen Wetter bin ich am nächsten Tag am Verarbeiten. Abends treffe ich mich mit Giorgo zum Weißdorn-Putzen und Quasseln. Wir testen seine Limonella, einen Limonenlikör, schön süß mit intensivem Zitronenaroma und den Nußlikör, ganz dunkel, guter Geruch und Geschmack.
Heut finde ich endlich mal, nach den aufregenden letzten Tagen Zeit zum Schreiben. Und freue mich über die tolle Zeit, die ich habe.

Gruß an euch alle da draussen im wilden Durcheinander der Zeiten

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2 Antworten zu Praetori

  1. liest sich alles super…!!!!!!!!!!!!!
    weiter sooo!!!!!!
    hier ist super supi wetter so dass wir jetzt dann ins schlosscafe nach merchädool gehn.

    sei nicht blöd und lass es dir weiterhin gutgehen…..!!
    grüsse–bestimmt auch von geli -clea und so weiter

    christ off

  2. Sumi sagt:

    Wow Aldah, ist ja ganz schön was los bei Dir da auf der Insel – und sehr rund geschrieben: da freut sich die Leserschaft! Dabei behauptest Du doch von Dir, Du seist kein guter Schreiberling?! Vielleicht ein ähnlich zu hinterfragender Glaubenssatz wie der, dass alle Frauen dieser Welt peitschenschwingende Männerlebenvergällerinnen seien? … war klar, dass ich das so nicht stehen lassen kann … 😉 … Differente, evtl. geschlechtsspezifische innere und äußere Antriebe des Handelns – sicherlich wäre dazu eine Einschätzung der letzten real existierenden Kommunistin spannend. Unabhängig von der mittlerweile doch etwas angestaubten Geschlechterdiskussion halte ich allerdings den weiblichen Ratschlag hinsichtlich des Umgangs mit der bundesdeutschen Oberangela für überdenkenswert… 😉
    Nun, Lieber, wünsche ich Dir weiterhin Herz und Hirn anregende und erweiternde Begegnungen und Eindrücke, auf dass die von Raum und Zeit losgelösten geistigen und emotionalen Zustände Dich zurück bringen mögen zum „Auge“ in diesem wilden Durcheinander der Zeiten, wie Du so treffend schreibst.
    Ich hab übrigens grade auch den Fuss aus dem Karussell gestellt und mich – natürlich erst nachdem ich ein superrundes Workshop hier auf dem Reiki Festival abgeliefert habe – aufs Hotelzimmer zurück gezogen, um mir und meinem armen durch den Umzugsmarathon geschundenen Körper und Geist eine Auszeit zu gönnen. Ja, das Leben kann ganz einfach sein, wenn man/frau nicht so viel hirnt, hihi … 😉

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